Dirigent Johannes

Wie empfindest Du die Belastung neben Beruf, Familie und
noch dazu Chorleiter

Wie wichtig ist Dir die Meinung anderer

Werden wir die Singgemeinschaft
mit Popmusik erleben

Wer Klavier spielen kann hat
Glück bei den Frauen. Stimmt das?

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Interview mit Johannes K.

Max: Lieber Johannes, seit über einem Jahr bist du der erste Dirigent des Männerchors in der Singgemeinschaft Schwabsoien. Wie war es? 

Johannes: Herausfordernd. Zum einen ist mir entgegengekommen, dass ich schon viele Jahre in der Singgemeinschaft dabei bin und die Sänger gut kenne. Auf der anderen Seite ging es mir auch darum zuschauen, wo neben Altbewährtem Veränderungen sinnvoll sind. Es dauert sicher immer ein bisschen, bis man sich an die Art des Einstudierens gewöhnt und auch an die Stückauswahl. Wichtig ist mir dabei, alle mitzunehmen.  
Max: Okay, ich hake nochmal nach. Du hast gerade die Stücke bzw. die Stückauswahl benannt. Was ist dir dabei wichtig? 

Johannes: Wichtig ist mir einen großen Bogen zu spannen. Wir vereinen in unserem Männerchor drei Generationen von Sängern. Dem gegenübersteht unser Stammpublikum, das den Chor seit 50, 60, 70 Jahren kennt und gewisse Stücke erwartet. Hier besteht die große Herausforderung für mich wieder etwas Neues zu finden um sowohl das Publikum als auch die Sänger zu überraschen. Es ist sicher für alle spannender, wenn wir möglichst viele Genres abdecken und auch Titel bringen mit denen keiner rechnet. 

Max: Was neu ist, sind die eigenen Arrangements, Johannes. Wir singen aktuell mindestens ein Stück, das du selbst arrangiert hast. Was steckt dahinter?

Johannes: Es gibt sehr gute klassische Männerchor-Literatur. Allerdings wird es im Gegensatz zum gemischten Chor gerade bei moderneren Arrangements oft recht dünn.Ich höre dann oft Lieder und denke mir, dass man das super für Männerchor arrangieren könnte. Wenn ich dann ein bisschen Zeit habe, schreibe ich die Chorsätze und freue mich wenn die Sänger meine Handschrift lesen können und es im besten Fall noch schön klingt.
Max: Das tut es in jedem Fall.  

Johannes: Vielen Dank.  

Max: Als Arzt und Familienvater ist deine Zeit sehr begrenzt. Dazu kommt, dass du dann noch Vollblutmusiker und Dirigent in unserem Männerchor bist. Gibt es Parallelen zwischen diesen verschiedenen Passionen, zwischen der Musik, deinem Arzt dasein und der Chorleitung? 

Johannes: (lacht). Die Tätigkeiten sind leider alle recht zeitintensiv und man muss aufpassen, dass sie nicht kollidieren. Bezüglich der Gemeinsamkeiten: ich bin in der Lungenheilkunde tätig, das hat schon mal ganz viel mit Luft und Atmen zu tun. Da kenn ich mich aus, das passt. Auf der anderen Seite haben der Arztberuf und das Chorleiten sehr viel mit Emotionen und deren Übertragung zu tun. Sowohl ein Patient, als auch der Chor merkt ob man gestresst oder gut gelaunt ist. Man hört ja sofort an der Stimme, wie es einem Menschen geht und beim Singen überträgt sich das noch intensiver. In der Medizin entwickelt sich viel mehr Vertrauen zwischen Arzt und Patient, wenn man auch einmal zwei Worte mehr übrig hat und der Patient das Gefühl hat, es interessiert sich wirklich jemand. Chor und Medizin haben beide sehr viel mit Kommunikation und der Übertragung von Emotionen zu tun.  
Max: Das tut es in jedem Fall.  

Johannes: Vielen Dank.  

Max: Als Arzt und Familienvater ist deine Zeit sehr begrenzt. Dazu kommt, dass du dann noch Vollblutmusiker und Dirigent in unserem Männerchor bist. Gibt es Parallelen zwischen diesen verschiedenen Passionen, zwischen der Musik, deinem Arzt dasein und der Chorleitung? 

Johannes: (lacht). Die Tätigkeiten sind leider alle recht zeitintensiv und man muss aufpassen, dass sie nicht kollidieren. Bezüglich der Gemeinsamkeiten: ich bin in der Lungenheilkunde tätig, das hat schon mal ganz viel mit Luft und Atmen zu tun. Da kenn ich mich aus, das passt. Auf der anderen Seite haben der Arztberuf und das Chorleiten sehr viel mit Emotionen und deren Übertragung zu tun. Sowohl ein Patient, als auch der Chor merkt ob man gestresst oder gut gelaunt ist. Man hört ja sofort an der Stimme, wie es einem Menschen geht und beim Singen überträgt sich das noch intensiver. In der Medizin entwickelt sich viel mehr Vertrauen zwischen Arzt und Patient, wenn man auch einmal zwei Worte mehr übrig hat und der Patient das Gefühl hat, es interessiert sich wirklich jemand. Chor und Medizin haben beide sehr viel mit Kommunikation und der Übertragung von Emotionen zu tun.  

Max: Gibt es auch einen krassen Unterschied? 

Johannes: Ein wesentlicher Unterschied ist für mich: Der Kontext beim Chorleiten ist der wesentlich Schönere. Die Sänger kommen um einen Ausgleich, ein Gefühl von Gemeinschaft und Spaß an der Musik zu haben. In der Medizin ist es ja meistens anders. Da geht es oft darum aus einer schwierigen Situation das Beste zu machen.  

Max: Mit unserer Chorprobe am Dienstagabend endet der Tag immer angenehm und schön? 

Johannes: Auf jeden Fall. Das habe ich in der Chorprobe schon oft gesagt: Du pfeifst aus dem letzten Loch und nach zwei Stunden gemeinsamem Singen ist der Kopf wieder frei.
Max: Wir steigen mal ein bisschen tiefer indie Musik, ins Musikalische, ein. Was macht Musik oder unseren Gesang zu guter Chormusik, zu gutem Chorgesang? 

Johannes: Essentiell ist, dass die Sänger die Stücke gut verinnerlicht haben, dann macht die Musik richtig Spaß. Deshalb proben wir sehr intensiv um die Stück bei unseren Auftritten auswendig vortragen zu können. Wenn die Sänger auswendig singen, kann ich mit dem Chor kommunizieren und bin mit ihm verbunden. So überträgt sich die Emotion vom Chorleiter auf die einzelnen Sänger und anschließend
auf die Zuhörer. Wichtig ist es, die Stimmung eines Liedes rüberzubringen. Wir haben ja gerade einen Gospel, der einfach souliger gesungen werden muss. Da brauchen wir eine andere Stimmlage, damit es am Ende nicht nach Oper oder klassischer deutscher Männerchorliteratur klingt, sondern nach Gospel. Wenn die Stimmung getroffen wird, schlägt das den Zuhörer in Bann. Da denkt man sich, die singen nicht nur schön, sondern die fühlen auch, was sie singen.

Max: Das zentrale Mittel um den Chor zusteuern, ist wahrscheinlich das Dirigieren? Spielen andere Dinge auch mit? 

Johannes: Auf jeden Fall. Dirigieren ist für mich nicht den Takt durchzuschlagen, sondern ich glaube, dass ganz viel über Mimik und Körpersprache geht. Ich persönlich neige zu viel Bewegung und fast schon zum Tanzen. Da muss ich aufpassen, denn unsere Bühne knarrt manchmal ein bisschen. Die Hände sind auch wichtig, aber eher für Takt und Lautstärke. Die Emotionen gehen über Mimik und Körpersprache.  

Max: Sehr spannend. Was geht in dir als Chorleiter vor, wenn du bei der Aufführung vorne dran stehst? Freude, positive Gefühle, Unsicherheiten, Ängste? Was beschäftigt dich während einer Aufführung?
Johannes: Eigentlich bin ich bei den Auftritten entspannt, da wir in der Regel gut geprobt haben. Eine Grundspannung habe ich natürlich, was der musikalischen Leistung auch gut tut. Bei Fehlern wird aber keinem der Kopf abgerissen. Wir haben auch schon Stücke neu angefangen, wenn die Töne falsch angegeben waren. Ich finde das macht das Ganze fast menschlicher. Fehler sind hier nicht ganz so schlimm – auch ein Unterschied zur beruflichen Tätigkeit als Arzt. Beim Konzert muss sich jeder auf der Bühne wohl fühlen, ansonsten wirkt es gewollt. Nur wenn die Konzertbesucher merken, dass es uns Spaß macht, können sie das Konzert auch genießen.

Max: Als Chorsänger wirkt das ganze Dirigat vorne sehr professionell, erfahren und routiniert. Willst du uns kurz mitnehmen auf den Weg, wie du dorthin gekommen bist?

Johannes: Bei mir kommt die Prägung von zu Hause. Mein Papa hat schon immer viel Chormusik gemacht und ich habe ab dem Kinderchor mitgesungen. Im Laufe der Jahre habe ich mir bestimmt einiges abgeschaut und mache sicherlich sehr viel ähnlich. Die Grundlagen habe ich als Jugendlicher in Chorleiterkursen erlernt. Wie sonst auch, lernt man aber am meisten durch das Selber-Machen. Ich habe schon als Jugendlicher Jugendchöre geleitet und auch bei mehreren Abi-Jahrgängen die Chöre für die Abschlussfeiern. Im Studium habe ich dann den Medizinerchor von LMU und TU München gegründet und einige Jahre geleitet. Ich bin damals mit dem Chor durch die Routine und immer neue Stücke mitgewachsen. Ein bisschen Talent und Gespür gehören sicherlich auch dazu, aber das Wichtigste ist das Ausprobieren und Erfahrung sammeln.

Max: Wir schließen unser Gespräch mit einem Blick nach vorn ab. Was ist dir wichtig, Johannes? Was ist geplant?
Johannes: (lacht) Ja hoffentlich viel! Ich versuche natürlich den Chor musikalisch weiterzuentwickeln. Wir haben das große Glück, dass in letzter Zeit viele jüngere Sänger bei uns angefangen haben. Das ist gerade im Männerchorbereich sicher eher eine Ausnahme. Für mich persönlich ist es etwas Besonderes, wenn man gerade bei neuen Sängern merkt wie wichtig ihnen der Chor und der Zusammenhalt nach kurzer Zeit geworden sind. Wir werden sicher an den altbewährten Konzertreihen in Schwabsoien festhalten. Dazwischen werden wir aber immer wieder neue Projekte ausprobieren und an anderen Orten singen. Mir ist wichtig, dass wir nicht stehen bleiben und zusammen Neues entdecken.  

Max: Perfekt. Vielen Dank für deine Einblickeund Schilderungen.  

Johannes: Sehr gerne.